Wirtschaftsgeschichte
Umschlagplatz am See auf dem Weg zum Pass
Im Mittelalter war Flüelen eine Fährstelle im Dienste der Fraumünsterabtei. Zwei Hofstätten hatten die Urner Zinserträgnisse nach Brunnen zu führen. Mit dem Aufschwung Luzerns und der Erschliessung des Gotthards für den Warenverkehr (um 1200) erhielt Flüelen als Warenumschlagsstätte die Bedeutung einer Hauptstation der Gotthardroute. Reisende und Güter kamen mit dem Schiff nach Flüelen. Hier begann oder endete der Landweg über den Gotthard, hier geschah der Umlad der Waren auf den Rücken der Saumtiere, ab 1830 – nach der Fertigstellung der Gotthardstrasse – auf Wagen. Flüelen war Warenumschlagplatz, in Flüelen lag die Zollstätte. Neben den Hafenanlagen gab es Lagerhäuser, die sogenannten Susten, Stallungen und Unterkünfte für die Kaufleute und Mannschaften. Der Handel und Transit brachte Arbeit. Viele Einwohner verschrieben sich dem Beruf des Säumers, Trägers, Ruderers oder Schiffführers.
Eine nächste Zäsur brachte 1837 die Dampfschifffahrt, sie nahm den Ruderknechten schlussendlich die beschwerliche Arbeit, jedoch nicht den Verdienst. Der Einzug der modernen Technik bewirkte einen Aufschwung. Speditionshäuser wurden eröffnet und boten ihre Dienste im Handel an. Das bekannteste war die Firma Sebastian Crivelli & Cie. Das Speditionshaus befasste sich vor allem mit der Abfertigung von Warentransporten über den Gotthard und regelte auch alle in diesem Zusammenhang stehenden Finanzangelegenheiten. Aus dieser Zeit stammen die Crivelli-Sust (heutige Kaufhaus Ziegler) und das Hotel Du Lac. Der Fall der Zollschranken mit der neuen Bundesverfassung 1848 und die Eröffnung der Axenstrasse 1865 beschleunigte und vereinfachte nochmals den Handelsverkehr. Die Eröffnung der Gotthardbahn im Jahre 1882 brachte im Transitverkehr gar revolutionäre Dimensionen. Flüelen als Warenumschlagplatz hatte ausgedient. Die Dampfschiffahrt, die romantische Axenstrasse und die Eisenbahn zeigten dem Hafenort eine neue Erwerbsmöglichkeit auf: den Tourismus.